Woher kommt die Psychomotorik?
Psychomotorik versteht sich als Konzept der ganzheitlichen Entwicklungsförderung über das Medium Bewegung. Der Begriff „Psychomotorik“ ist in Deutschland eng mit dem Namen Jonny Kiphard verbunden, dieser entwickelte die wesentlichen Grundzüge der Psychomotorik während seiner Tätigkeit in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamm. Er erkannte den Zusammenhang zwischen Entwicklungsproblemen/seelischen Behinderungen und motorischen Auffälligkeiten und erarbeitete das Förderkonzept der sogenannten „Psychomotorischen Übungsbehandlung“ in den 50er und 60er Jahren. Dieser Förderansatz ist inzwischen unter dem Begriff „Psychomotorik“ weiterentwickelt und ausdifferenziert worden (Motopädagogik/Mototherapie).Darüberhinaus ist das Fachgebiet der „Motolologie“ an der Universität Marburg entstanden, dass sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen und der Weiterentwicklung von Psychomotorik beschäftigt. Was ist Psychomotorik? Die Psychomotorik sieht ihre Aufgabe in der Entwicklungsförderung von Kindern, die in ihrer Wahrnehmungs und Bewegungsentwicklung und/oder ihrem Verhalten Probleme zeigen. Die Psychomotorik ist aber auch für alle Kinder geeignet, die Spaß an einem, etwas anderen, Bewegungsangebot haben.
Die Psychomotorik betrachtet Psyche, Wahrnehmung und Bewegung als Einheit. Von daher sind Problemen in diesen Bereichen nur mit einem ganzheitlichen Förderansatz zu begegnen. (Ganzheitlichkeit)
Beispiel: Vor allem Kinder drücken ihre emotionale Befindlichkeit ganzkörperlich aus; Stimmungen sind aus ihrer Körpersprache ablesbar, der Körper ist ihr Ausdrucksmittel. Umgekehrt wirken sich Bewegungs- und Wahrnehmungsbeeinträchtigungen negativ auf das Selbstbild und die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern aus.
Der psychomotorische Förderansatz orientiert sich primär an den Stärken und Interessen der Kinder (Ressourcenorientierung) und macht den Kindern Angebote, bei denen sie selbst und individuell Wege zur Überwindung von Schwächen, Defiziten und Problemen finden können. (Selbsttätigkeit)
Beispiel: Wenn ein Kind sich nicht traut, vom Kasten aus in die Tiefe zu springen, so wird es vielleicht andere Spielvorschläge machen, die seinen Fähigkeiten eher entsprechen wie z.B. eine Kastentreppe bauen, es wird sich auf seine Art der „Hürde“ annähern und vielleicht erst einmal aus der Sitzposition heraus von dem Kasten springen.
Die psychomotorische Arbeitsweise berücksichtigt den Entwicklungsstand, die Bedürfnisse und Probleme der einzelnen Kinder (Entwicklungsorientierung), von daher braucht und sollte die Fördergruppe nicht symptomspezifisch (d.h. Kinder mit den gleichen Problemen) zusammengesetzt sein.
Das Grundprinzip der Psychomotorik ist die Gruppenarbeit, in Kindergärten arbeiten die Förderfachkräfte mit Gruppenstärken von maximal 6 Kindern. Die geringe Gruppenstärke macht es der Psychomotorik-Fachkraft möglich, individuell auf die Kinder einzugehen, das Stundenkonzept flexibel zu handhaben und geg.falls den Bedürfnissen der Kinder entsprechend und situativ zu verändern. (Offenheit)
Die Bewegung wird in der Psychomotorik als Medium eingesetzt, Ziel ist jedoch die Förderung der Kinder in allen Aspekten ihrer Persönlichkeit.
Beispiele: Positive Entwicklung des Selbstbildes, Förderung sozialer Verhaltensweisen, sachgerechter und kreativer Umgang mit Materialien und vieles mehr.Bewegung wird als sehr weitgefasster Begriff definiert, Bewegung ist in jeder Handlung enthalten wie z.B. in Alltagshandlungen (sich anziehen, den Tisch decken usw.), aber auch im Spiel, das in der Psychomotorik einen hohen Stellenwert besitzt. Kinder sind am besten durch und über Bewegung zu erreichen, deshalb der kindgemäße bewegungsorientierte Förderansatz. (Handlungsorientierung)